Wie werden Kindersoldatinnen feminisiert?
Wenn Filme weibliche Kindersoldatinnen darstellen, werden sie häufig in einer äußerst feminisierten Weise gezeigt. Dies spiegelt sich zum Beispiel in der Kleidung, den Accessoires oder dem Haarschnitt wider. Im Film Feuerherz trägt die Kindersoldatin Awet während der gesamten Filmhandlung ein rosafarbenes Kleid, während die Jungen militärfarbene Kleidung in Kaki und Beige tragen. Zudem trägt sie ihre Haare zu Beginn zu Zöpfen gebunden. Mit zunehmender Identifikation mit der Kommandeurin legt sie allerdings ihre Zöpfe ab und imitiert ihren „Afrolook" (mehr zu Awets Verwandlung).
Feuerherz (FALORNI 2008: 55:30)
Feuerherz (FALORNI 2008: 28:24)
Anhand der äußeren Erscheinung werden filmisch auch Differenzen zwischen verschiedenen Mädchen- beziehungsweise Frauengruppen erzeugt. In Ezra, beispielsweise, gilt die Kindersoldatin Mariam als starke und unabhängige Person, die den männlichen Kindersoldaten gleichgestellt ist. Dies drückt sie durch ihre eher androgyne Kleidung aus.
Im Kontrast dazu ist Ezras Schwester Onitcha, die als sehr familiär, häuslich und traditionell charakterisiert wird, in typisch afrikanischen Gewändern gekleidet. Während der Flucht mit Ezra und Mariam ändert sie allerdings ihren Kleidungsstil und trägt ‚alltäglichere’ Kleidungsstücke, die allerdings nicht weniger farbenfroh sind als ihre vorherigen Gewänder.
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Ezra (ADUAKA 2008: 01:10:58)
Ezra (ADUAKA 2008: 19:56)
Neben dem äußeren Erscheinungsbild werden auch die Charaktere der Akteurinnen stereotypisiert. Dies geschieht, indem sie auf der bildhaften und narrativen Ebene deutlich stärker viktimisiert wird als ihre männlichen Pendants, beispielsweise durch die Betonung der ‘weiblichen’ Schwäche. Zudem werden sie als Personen ohne Agency dargestellt, die keinen direkten Einfluss auf ihr Handeln haben und eher passiv reagieren statt aktiv agieren.
Ein Beispiel dafür ist der Film Johnny Mad Dog, der auf der Novelle Johnny Chien Méchant basiert. In der Novelle existieren zwei Hauptcharaktere: Johnny und Laokolé. Während Johnny als brutaler und machthungriger Kindersoldat dargestellt wird, gilt Lakolé als intelligentes und starkes Mädchen. Im Film wird Lakolé hingegen zur sekundären Protagonistin, deren Storyline stark von der Novelle abweicht. Anstatt Johnny - wie am Ende der Novelle - aus Rache zu ermorden, endet der Film damit, dass Laokolé eine Waffe auf Johnny richtet, aber unentschlossen ist, auf ihn zu schießen.