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Warum werden Kinder rekrutiert?

Kinder, welche bewaffneten Gruppen oder Streitkräften angehören, sind diesen zumeist auf drei Arten beigetreten: Sie wurden (unter Androhung von Gewalt) entführt, sie haben sich freiwillig als Soldat*in gemeldet, unter anderem im Rahmen von sogenannten „Anwerbungsprogrammen”, oder sie wurden in eine bewaffnete Gruppe hineingeboren. Dies ist aber in vielen Ländern eher die Ausnahme, da entweder der sexuelle Kontakt zwischen Soldat*innen verboten ist wie auf den Philippinen oder bei einer Schwangerschaft Abtreibungen erzwungen werden, wie zum Beispiel bei den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC).

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Im filmischen Kontext - und insbesondere bei Produktionen, die auf dem afrikanischen Kontinent spielen - kommt vorwiegend die Rekrutierungsstrategie der Entführung zur Anwendung, wie sich im US-amerikanischen Thriller Blood Diamond zeigt.

 

Der Protagonist Dia wird am helllichten Tag bei einem Überfall der Rebellen der Revolutionary United Front (RUF) aus seinem Heimatdorf in Sierra Leone verschleppt und als Kindersoldat eingesetzt. Familien, die sich gegen diese Form der Zwangsrekrutierung stellen, werden im Film gefoltert oder ermordet.

Blood Diamond (ZWICK 2006: 30:37)

Ähnliche Szenen zeigen sich auch bei Johnny Mad Dog. Die bewaffnete Gruppe rund um den Kommandeur Never Die rekrutiert in der liberianischen Hauptstadt Monrovia wahllos neue Kindersoldat*innen - gegen ihren Willen. Ein Bestandteil des Aufnahmerituals ist die erzwungene Ermordung des eigenen Vaters oder eines anderen nahestehenden männlichen Angehörigen. Wer sich weigert, wird selbst erschossen oder schwer misshandelt. Neben Zwangsrekrutierungen bei Überfällen werden im filmischen Kontext auch Entführungen aus Schulen (zum Beispiel in Ezra), in Kirchen und auf Märkten thematisiert.

Für gewöhnlich gelten Kinder aufgrund ihrer geringeren kognitiven Reife und ihres Spieltriebs als leichter lenkbar, lernfähiger, risikobereiter, unkritischer und neugieriger als Erwachsene. Gerade in der Ostafrikanischen Gemeinschaft, wo rund 40 Prozent der Menschen unter 15 Jahre alt sind, stellen Kinder einfache Rekrutierungsziele und leicht verschmerzbare Opfer dar. Schließlich werden in ihre Ausbildung nur geringe Ressourcen investiert.

 

Da von vielen Kindersoldat*innen die Eltern verstorben oder vermisst sind oder die familiäre Beziehung zerrüttet ist, ist zudem die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie bei ihren bewaffneten Truppen bleiben - oftmals ein Leben lang.

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Rekrutierungsgründe

Johnny Mad Dog (EcranLarge.com)

In Spielfilmen werden die Hintergründe für die Rekrutierung einer/s Kindersoldat*in in verschiedener Weise thematisiert, insbesondere hinsichtlich der Gegensatzpaare Mädchen-Junge und Globaler Norden-Globaler Süden. Während beispielsweise im Globalen Norden vor allem die freiwillige Rekrutierung von Kindersoldat*innen und der damit verbundene Einsatz für das Vaterland als Hauptmotive dienen, sind es im Globalen Süden vor allem existenzielle Gründe, die im filmischen Kontext dominieren. Mehr dazu lesen Sie auch auf den weiterführenden Webseiten zum Postkolonialismus und zur Gender-Debatte.

Gründe für einen Beitritt

Auch für die Kinder selbst kann eine Beteiligung an bewaffneten Konflikten vorteilhaft sein. Sie können beispielsweise aus ökonomischen Gründen oder dem Wunsch nach politischer als auch ideologischer Veränderung heraus zu einem Beitritt motiviert werden. In manchen Fällen erhoffen sie sich auch verbesserte Lebensbedingungen oder ein Entkommen aus häuslicher Ausbeutung, Gewalt und sexuellem Missbrauch. Einige Kinder nehmen überdies an, dass sie als Teil einer bewaffneten Streitkraft sicherer sind oder sie so die Sicherheit ihrer Familie gewährleisten. Rache kann ebenfalls als Grund dienen, wie beispielsweise im semifiktionalen Film Ballade vom kleinen Soldaten dargestellt:

Kameramann: „Und deine kleinen Brüder?"

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Zehnjähriger: „Die haben sie mit Gewehrschüssen umgebracht. [...] Nur einfach so zum Spaß haben sie sie umgebracht."

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Kameramann: „Und was ist mit deiner Mutter geschehen?"

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Zehnjähriger: „Sie haben sie wie ein Stück Fleisch zerhackt und dann erschossen. Dann bin ich hierher gekommen. Ganz alleine."

 

(HERZOG 1984: 34:47 – 36:01)

Ballade vom kleinen Soldaten (Filmfest München)

Freiwilliger Beitritt?

Gerade die Grenze zwischen zwanghafter und freiwilliger Rekrutierung ist nicht immer eindeutig zu definieren, weshalb die Bezeichnung „freiwillige” Rekrutierung nicht selten als irreführend angesehen und nur mit erwachsenen Soldat*innen in Verbindung gebracht wird. Vor allem in Armut lebenden Kindern bleibt häufig keine Wahl, als sich einer bewaffneten Gruppe anzuschließen, oder sie werden durch ihre Verwandten wie eine Ware an diese verkauft. Diese Thematik wird auch im Spielfilm Feuerherz aufgegriffen. Genervt von ihrer aufmüpfigen Art und überzeugt von den Idealen der Befreiungskämpfer*innen übergibt ihr brutaler Vater die erst sechsjährige Awet an die Eritreische Befreiungsfront (ELF) als Kindersoldatin. Als Gegenwert erhält er keinerlei Bezahlung, dafür ist er aber eine zusätzliche Esserin los, die für ihn, als arbeitslosen Trinker, eine finanzielle Belastung darstellte (Link zur Szene).

Ein weiteres Problem für Kinder sind falsche Versprechungen und Lügen, die ihnen von bewaffneten Gruppen und auch Angehörigen, die diesen Gruppen bereits beigetreten sind beziehungsweise waren, gemacht werden. Im Falle von Awet verspricht ihr ihr Vater, dass die Werte der ELF die einzig richtigen Werte seien und sie diesen folgen müsse, um ein guter Mensch und eine bessere Bürgerin Eritreas zu werden.

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Feuerherz (FALORNI 2008: 24:07)

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