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Wie verläuft das Training von Kindersoldat*innen?

In den meisten Spielfilmen wird im Anschluss an die (Zwangs-)Rekrutierung eine Sequenz mit Trainingseinheiten eingebaut. Dies vermittelt den Eindruck, dass alle Kindersoldat*innen eine Grundausbildung durchlaufen müssen, bevor sie an der Waffe dienen können oder sich an einem Kampf beteiligen. Berichte von ehemaligen Kindersoldat*innen bestätigen diese filmische Repräsentation tatsächlich. Allerdings ist das reale Training für gewöhnlich umfassender, als im Spielfilm dargestellt wird, denn neben dem Umgang mit Handfeuerwaffen - ein fester Bestandteil vieler Spielfilme - werden auch Schulungen in Plünderungstechniken, Ideologie[n] und sogar in der Anwendung von Verhütungsmethoden durchgeführt.

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Blood Diamond (ZWICK 2006: 35:06)

In Blood Diamond, zum Beispiel, durchlaufen alle Kindersoldat*innen ein Waffentraining, bei dem sie lernen, auf welche Körperpartien sie zielen müssen, um einen Menschen tödlich zu verletzen. Zuerst erfolgt dieses Training an menschlichen Puppen, im weiteren Verlauf der fiktionalen Handlung an echten Menschen - als eine Art ‚Feldtraining’ und zugleich als Abschreckung, da die Kinder unter anderem mit verbundenen Augen der Erschießung von Zivilst*innen beiwohnen müssen (Link zur Szene). 

 

Im Kontrast dazu verzichten einige, vorwiegend im Globalen Süden angesiedelte Spielfilme komplett auf die Darstellung von Waffentraining, wie unter anderem Johnny Mad Dog und Rebelle. Dies erzeugt den Eindruck, dass in den dargestellten bewaffneten Gruppen beziehungsweise Befreiungsarmeen, für die die Kindersoldat*innen rekrutiert wurden, ein gewisser Grad an Chaos herrscht.

Kinder werden dabei nicht auf ihr kommendes Leben als Soldat*innen vorbereitet - anders als in geordneten’ westlichen Armeen-, sondern sie müssen aus ihren eigenen Erfahrungen heraus lernen. Die Folge sind hohe menschliche Verluste, die Zuwendung zu Drogen und Übersprungshandlungen.

 

Auch Initiierungsrituale, beispielsweise das Erschießen eines nahen Verwandten oder eines/r verfeindeten Soldat*in, können den Beginn des Trainings im Film markieren.

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Feuerherz (Falorni 2008: 59:50)

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Blood Diamond (ZWICK 2006: 36:19)

Wo trainiert wird, kommen auch Bestrafungen zur Anwendung. Da die Hauptprotagonistin von Feuerherz Awet die Patronen aus allen Maschinenpistolen entfernt und so die Verwundung eines anderen Kindersoldaten riskiert hat, muss sie zur Strafe stundenlang in der Mittagssonne sitzen und ihr Gewehr über den Schultern halten. Währenddessen verlassen alle anderen Soldat*innen das Camp, um einige Aufgaben zu erledigen. Awet wird folglich allein und im Wissen zurückgelassen, dass sie jederzeit von einem Feind oder wilden Tier angegriffen, verschleppt oder ermordet werden könnte.

Die Härte des Trainings von Kindersoldat*innen kommt auch im deutschen Spielfilm Hitlerjunge Salomon zum Ausdruck, welcher sich mit der Geschichte des Juden Salomon auseinandersetzt, der in der Hitlerjugend zum Selbstschutz untergetaucht ist:

 

Soldat: „Er [Anm. Salomon] soll hinschauen. [...] Du musst lernen, zu hassen.“

Salomon: „Da fühlte ich zum ersten Mal, wie verwirrt ich war. Wer war mein Freund, wer war mein Feind? Warum waren alle so gut zu mir?“

(HOLLAND 1991: 40:43 – 41:06)

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