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Globaler Norden Vs. Globaler Süden

Der dänische Film Under Sandet handelt von deutschen Wehrmachtssoldaten, die zum Minenräumen an der dänischen Westküste im Jahr 1945 eingesetzt werden. Das Szenenfoto zeigt die beteiligten Soldaten, die aus dem heutigen Verständnis heraus (unter Beachtung des Alters) als Kindersoldat*innen gelten. Das vorherrschende Narrativ „schwarzes Kind mit einer Waffe in der Hand in Afrika” wird folglich durch diesen Film herausgefordert (mehr zum Film).

Historisch gesehen ist der Begriff des/r Kindersoldat*in allerdings ein weltweites Thema. Auch im Globalen Norden wurden beispielsweise Kindersoldat*innen im Ersten und Zweiten Weltkriegen rekrutiert und zum Kampf an der Front eingesetzt. Jedoch wird dieser Aspekt in Spielfilmen kaum thematisiert, sondern der Fokus liegt vor allem auf dem afrikanischen Kontinent und der Reproduktion von postkolonialen Narrativen.

Prägnant ist dabei, dass die filmische Repräsentation von Kindersoldat*innen des Globalen Südens für gewöhnlich dekontextualisiert ist. Sie agieren sozusagen in einem geografisch und strukturell homogenen Staat ‚Afrika’.

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Under Sandet (ZANDVLIET 2015: 06:50)

Der Name des konkreten Landes sowie dessen historische und kulturelle Begebenheiten werden häufig nicht genannt, was der Vielfalt des afrikanischen Kontinents nicht gerecht wird. Auch die Gründe und Komplexität der Konflikte, in denen Kindersoldat*innen involviert sind, werden nicht genügend thematisiert und stattdessen frei erfunden oder dekontextualisiert. Dieses Fehlen von faktischen Informationen hat natürlich Konsequenzen auf die Wahrnehmung der Zuschauer*innen, denen eine falsche Realität präsentiert wird, die sie aber nicht selten als wahre Realität annehmen. Infolgedessen werden Stereotype aufgebaut, die als solche nicht prüfbar sind.

 

Aus postkolonialer Sicht ist nicht nur die sehr reduzierte, sondern vor allem die negative Darstellung kritisch zu werten. Kindersoldat*innen werden häufig in einem gescheiterten, barbarischen und von Trümmern durchzogenen ‚Afrika’ gezeigt – eine Brutalität, die der heutigen ‚westlichen Welt’ fern sei. Hierarchische Binaritäten zwischen zivilisiert/fortgeschritten und barbarisch/rückständig besitzen folgerichtig Implikationen, die durch Spielfilme  - bewusst und auch unbewusst - konstruiert werden und eine zweigeteilte Welt suggerieren, gerade beim Thema Kindersoldat*in. Der Westen inszeniert sich hierbei für gewöhnlich selbst als Ideal, dessen Standards der Kindererziehung und -bildung vom Globalen Süden fälschlicherweise nicht vertreten werden.

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Johnny Mad Dog (EcranLarge.com)

Die Darstellung von ‚afrikanischen’ Kindersoldat*innen als unkultivierte und unzivilisierte Wilde ist ein gängiges Stereotyp, das auch im liberianisch-französischen Film Johnny Mad Dog bedient wird. Die bewaffnete Gruppe, bestehend aus dem Hauptcharakter Johnny und anderen ausschließlich männlichen Kindersoldaten, zieht tagtäglich durch die Straßen einer unbekannten Stadt irgendwo in Afrika. Dort tyrannisieren, bestehlen, vergewaltigen und ermorden sie wahllos die Einwohner - ohne irgendeine Grenze zu kennen.

 

Das Bild des unschuldigen und schützenswerten Kindes, wie es im Globalen Norden vorherrscht, wird auf diese Weise nicht nur herausgefordert, sondern vollständig ins Gegenteil verkehrt und die Kindersoldat*innen als seelenlose Monster abgebildet. Ihre Handlungsmotive und die Ursachen für ihre Rekrutierung werden dabei nur am Rande thematisiert.

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